Hier möchte ich euch Leute vorstellen, die hier leben. Egal, ob sie aus Florenz kommen oder aus irgendeiner Ecke der Welt, jeder hat einen anderen Blick auf die Stadt. Unser Blog ist neu und den Anfang in dieser Rubrik macht: Jenny

jenny in Florenz

JENNY

kommt aus Amerika und unterrichtet Italienisch für Amerikaner an der University of Pittsburgh in Florenz

 1.  Warum bist du hier / was machst du hier?

Ich hab´ mich in einen italienischen Pizzabäcker bei einem High School-Job in der Mall verliebt und dann habe ich angefangen, Italienisch am College zu lernen, um mit seiner Familie reden zu können. Das erste Mal in Florenz war ich über ein Auslandsstudienprogramm in der Stadt und von da an bin ich jeden Sommer hergekommen. Die ersten 7 Jahre wegen dieser „Giuseppe-Pizzabäcker-Geschiche“, aber die ging dann in die Brüche. Da hatte ich aber schon längst eine andere Geschichte am Laufen – die mit Italien generell! Also, wie immer, die Liebe… der einzige Grund für irrationale Entscheidungen.

2. Was magst du an Florenz, an den Leuten, am Leben hier?

Ich mag, dass die Leute so viel draußen sind, dass meine Freunde oft jeden Abend irgendwas machen. Florenz hat eine große Expat-Community und – entgegen dem Klischee – finde ich „die Florentiner“ freundlich und offen. Fast jeden Abend gibt es irgendwelche Kulturevents, Konzerte und Live-Musik, Lesungen oder Vorträge. Centri Sociali veranstalten oft einfache Abendessen für 5 Euro oder man sitzt bei „Bio-Partys“ unter freiem Himmel auf dem Land.

Florenz ist für mich eine sehr aktive Stadt. Meine Freunde machen Tanz- oder Sprachkurse, es gibt einige großartige Kinos, wo Idependent-Filme laufen und Festivals stattfinden. Wenn man erstmal ein Fahrrad hat und ein bisschen reinkommt, kommt man in kürzester Zeit überallhin. Der Cascine-Park ist z. B. riesig und ganz in der Nähe vom Centro und im Sommer gibt´s am Arno Drinks oder Street Food und alle sind draußen. Das Umland von Florenz ist grün, überall sind Wanderwege und das Meer ist gerade mal eine Stunde weg.

3. Was gefällt dir weniger, was stört dich?

Ich fänd´s schön, wenn es in Florenz mehr Auswahl beim Essen gäbe, zum Beispiel mehr Mexikaner, Thais oder Vietnamesen. Ich hätte auch nichts gegen ruhigere Autofahrer und weniger Gehupe. Post zu bekommen kann auch recht abenteuerlich sein. Was ich wirklich nicht leiden kann, ist die traditionelle italienische Art, (nicht) in der Schlange zu warten oder wenn Männer im nicht privaten Rahmen einem mit den Fingern im Gesicht rumfutscheln.

4. Gibt es Orte, die du besonders gerne magst oder die du Besuchern empfehlen würdest oder eben auch solche, die du nicht empfehlen kannst?

Also, besonders mag ich den Vinaino in San Frediano, La Cité, Pittam’ingolli, l’Appartamento, il Melograno am Mittwoch Abend, Cpa am Montag Abend. Das Caffè Letterario in den Murate, Utopiko und das Santa Rosa im Sommer.

Das Essen mag ich besonders in der  Casalinga oder im Sabatino (beide urig und authentisch), ansonsten Pint of View, Djària, Osteria Santo Spirito mit Besuch (aus dem Ausland), Nachos und Micheladas bei Tijuana, meine Lieblingspizzeria ist Gherardo. Bei The anarchists gibt es einmal im Monat ein nettes Abendessen in Borgo Pinti. Für Bier ist Archea meine Lieblingsadresse, für Cocktails das Mayday und für eine Kaffeepause  die Loggia degli Albizi.

5. Gibt es irgendetwas, was dir hier fehlt?

Cheesesteaks und leckere Tacos. Mir fehlt ein bisschen die US-Ostküstenvielfalt beim Essen und unsere Liebe für Saucen. Und auch das immerfreundliche Gesicht. Die Italiener haben´s nicht so mit dem festgeklebten „scotch tape“-Lächeln, zumindest meiner Meinung nach. Außerdem kommt es mit hier immer so vor, als müssten erst alle in der Gruppe erschienen sein, bevor man endlich sein Bier trinken darf. Da mag ich dann doch lieber die „Nurse while you wait“ Strategie. Aber das Bidet macht das alles wieder gut 😉